142 Vierter Zeitraum.
Streiche gegen seinen Schwiegersohn, schlug ihn bei Adrianopel, bei
353 Chalcedon, nahm ihn zu Nikomedien gefangen, versprach ihm zwar
5i)' Leben und Sicherheit in einem reichen Privatstande, ließ ihn aber
nichts desto weniger hinrichten in Thessalonich; alle Verwandte
und Nebenbuhler waren hinweg gemahet, Constantin saß nun al-
lein auf dem römischen Kaiserthrone.
§- 25.
Die römischen Kaiserin Con stantin opcl.
Mansv's Leben Constantin d. Gr., nebst einigen Abhandlungen geschichtl. Inhalts,
Breslau b. Korn. 1817. Pr. 3 Thlr.
323— Constantin, den man den Großen nennt, machte der bis-
837 = herigen verderblichen Vielherrschaft ein Ende, dem Staate zum Heil,
14 wenn schon schwarze Thaten seinen Wandel befleckten. Aus seinem Zuge
gegen Maxentius war ihm, vorgeblich, ein großes Kreuz am Abend-
himmel erschienen, worin man die Worte erblickte: „tovtoj vlxcc!“
„Hierdurch siegeeine Fahne, La bar um genannt, mit dem
Zeichen des Kreuzes geschmückt, wurde seitdem den Heeren vor-
ausgetragen; zu Rom aber erließ Constantin ein Toleranzedict,
welches den Christen freie Religionsübung gestattete; zum ersten-
male athmeten sie auf nach so langen Verfolgungen; aus einer
unterdrückten Parthei wurden sie fortan die herrschende, denn das
allgemein gefühlte Bedürfniß einer vernünftigen und das Herz
beruhigenden Religion hatte dem Christenthume bereits unzählige
Verehrer erworben. Die Verlegung des Kaisersitzes von Rom
nach Byzanz ist eine der folgenreichsten Veränderungen, welche
Constantin, vornahm. Mehrere Gründe bestimmten ihn. Er woll-
te seine Macht möglichst erweitern, selbiger eine neue Grundlage
verleihen, und die christliche Religion zur Staats re ligion er-
heben, zu Rom aber lebte der stolze, aristocratische Sinn noch
fort in den alten Geschlechtern, welche so vieler Kaiser Schwache
und Ohnmacht gesehen, selbige als Prätorianer oder durch diese
oft gedemüthigt hatten und daher die Kaiserwürde selbst nicht
hoch achteten. Das Heidenthum wurzelte ferner zu Rom in den
ältesten und glorreichsten Erinnerungen der Vergangenheit, sprach
durch Tempel und Bildsäulen majestätisch zu den Sinnen; un-
möglich konnte die einfache Christuslehre hier so schnell zu einem
Ansehn gelangen, wie dieses in einer andern, geschichtlich minder
wichtigen, Stadt zu hoffen war. Endlich meinte auch Constantin
den stets sich erneuernden Angriffen der Barbaren, sonderlich der
Perser, leichter zu widerstehen, wenn er an den östlichen Grenzen
325 wohne. Ein prachtvoller Aufbau verlieh binnen 9 Jahren dem
— 334 verödeten Byzanz den Glanz eines Kaisersitzes und mit Constan-
TM Hauptwörter (50): [T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz]]
TM Hauptwörter (200): [T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß], T128: [Kaiser Heer Reich Stadt Jahr Alexander Rom Zug Tod Konstantinopel], T187: [Religion Christus Christ Christentum Zeit Jahr Volk Christenthum Heide Geburt], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen]]
Extrahierte Personennamen: Constantin Constantin Constantin Constantin Constantin Constantin
Extrahierte Ortsnamen: Thessalonich Breslau Maxentius Rom Byzanz Rom Byzanz
Frankreich unter den carolingischen Königen. 193
der Umstande, ergriff aber die erste Gelegenheit sich der sächsischen
Oberhäupter zu bemächtigen, welche er, vertheilt in seinen Vesten,
in harter Gefangenschaft hielt. Jetzt brachten die geängstigten
Sachsen ihre Klagen vor den Papst Gregor Vh., der, voll großer
Entwürfe, seit kurzem auf dem heiligen Stuhle saß, und unerwar-
tete, im nächsten Abschnitte zu erzählende, Ereigniffe wurden da-
durch herbeigeführt.
37.
Frankreich unter den carolingischen Königen.
Heinrichs Gesch. v. Frankr., c. Hcmdt'» Leipz. l'. Fritzsch. 1802 — 4. 3 Th»
P. 5 Thlr. 8 Gr. Siniondr de Sisnwndi's Gcsch» d. Franzosen, m. Annierk. v»
H. Luden. Jena 1822. Pr. 2 Thlr.
Der Vertrag zu Verdun (843) hatte Karl den Kahlen
zum alleinigen Beherrscher Frankreichs gemacht. Schwäche bezeich-
net seine Regierung von ihrem ersten Beginnen bis zum Ende. 84« —
Die spanische Mark ging an die Araber verloren, Bretagne riß 877=3
sich los, vor allem aber plünderten die Normanner ungehindert^
das Land. Sie liefen in die Loire ein und verwüsteten Nantes;
steuerten im folgenden Jahre auf der Garonne bis Toulouse und 846
verheerten es; ja bis Paris wagten sie sich sogar mit ihren kleinen
Fahrzeugen ünd erpreßten von dem Könige 7000 Livres für ihren
Abzug, was sie bald darauf zur Verwüstung der Küsten Aquita-
niens und der Stadt Bordeaux reizte. Trotz seines Unvermögens
zu behaupten, was er besaß, brachte Karl die deutsche Kaiserkrone 84?
noch an sich, als der Kaiser Ludwig Ii. starb. Sein Versuch, 375
nach Ludwigs des Deutschen Tode, Lothringen zu erobern, scheiter- 97s
te durch die Niederlage bei Andernach, die ihm fein Neffe, Ludwig
der Jüngere, beibrachte; nochmals erkaufte er den Abzug der Nor-
manner für Geld, unternahm einen vergeblichen Zug zur Unter-
werfung Italiens, und starb durch erhaltenes Gift, das ihm sein
Leibarzt, Zedekias, ein Jude, beigebracht. Die weltlichen und geist- 377
liehen Vornehmen erweiterten ihre Macht auf Kosten des unkraf-
tigen Monarchen. Sein Sohn und Nachfolger
Ludwig!?., der Stammelnde, buhlte durch verschwen- 977 —
derifche Freigebigkeit um die Gunst der Großen, ohne sich darum «70---z
Anfehn oder Freunde zu erwerben, welche der Werthlofe nie besitzt. *
Nach Ludwigs Absterben erhoben einige Große deffen beide Söhne
Ludwig !!?. und Karl mann auf den Thron. Sie
regierten zwar mit seltener Eintracht, konnten aber doch nicht hin-
dern, daß sich Graf Boso von Provence zum Könige von Bur-
gund auswarf und das cisjuranische Burgund stiftete; des- 873
gleichen erneuerten auch die Normänner ihre Raubzüge. Beide
Regenten starben eines gewaltsamen Todes, denn Ludwig zerstieß
sich die Hirnschale, indem er eine junge Dirne durch eine schmale 882
13
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Extrahierte Personennamen: Gregor_Vh Gregor Heinrichs Heinrichs Fritzsch Karl Karl Karl Karl Ludwig_Ii Ludwig Ludwigs Ludwig
der_Jüngere Ludwig Ludwig! Ludwig Ludwigs Ludwigs Ludwig Karl Karl Graf_Boso Ludwig Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Sachsen Frankreich Jena Frankreichs Bretagne Nantes Toulouse Paris Lothringen Andernach Italiens Burgund
144
Vierter Zeitraum.
ten oder Casar, schlug den Empörer in Pannonien, dann in
Gallien, und trieb ihn so in die Enge, daß er sich in das eigene
353 Schwert stürzte. Doch sein Verwandter vergalt das geschenkte
Vertrauen mit Verrath, denn nach dem Morgenlande gegen die
Perser gesendet, erklärte er sich dort zum Selbstherrscher. Offene
Gewalt nicht wagend, lockte ihn Constantius gleißnerisch bis nach
, Istrien und ließ ihn dort ermorden. Mit gleichem Glücke entle-
354 digte er sich eines andern Rebellen in Gallien, Silvanus, der
355 seinen Frevel ebenfalls mit dem Leben bezahlte. Franken und
Alemannen drangen verheerend über den Rhein, darum ernannte
der Kaiser des Gallus Bruder, Flavius Julianus, zum Ca-
sar. Unerwartet zeigte dieser, obschon er bisher nur den Studien
der Philosophie obgelegen, ein entschiedenes Feldherrntalent. In
35? einer Hauptschlacht besiegte er sieben Fürsten der,Franken und Ale-
mannen bei Strasburg, säuberte ganz Gallien, verfolgte die
Germanen in fünfmaligen Zügen bis auf ihren heimischen Boden
und verschaffte den römischen Waffen nach langen Jahren wieder
Achtung in diesen Gauen. Darüber erwachte des Kaisers Neid
und Eifersucht. Tückisch wollte er dem Julianus seine besten
Truppen entziehen zu einem Feldzuge gegen die Perser. Diesem
' Befehle widersetzten sich dieselben und riefen Julianus zum Kaiser
360 aus. Gezwungen duldete er es, benachrichtigte aber sofort Constantius.
Dessen Befehl zur Niederlegung dieses Titels vermehrte nur der
Soldaten Empörung und Julianus mußte an ihrer Spitze gegen
ein vom Kaiser gerüstetes Heer gen Jllyrien ziehen. Schon drohete
ein Bürgerkrieg, doch des Constantius plötzlicher Tod in Cilicien
verhinderte diesen und sicherte
36i — Julia n u s *) auf dem Kaiserthrone. Die Christen gaben ihm
203— den Beinamen Apostata, der Abtrünnige, denn er trat von der
"christlichen zur heidnischen Religion zurück. Die
elenden Zänkereien, in welchen sich die Christen verfolgten, verkez-
zerten und in Sekten spalteten, so wie der harte Druck, welchen
er durch einen christlich'en Kaiser, den Constantius, erfahren,
dex seine Familie fast ausrottete, mochten ihm Widerwillen gegen
die christliche Religion selbst eingeflößt haben. Er wollte daher
ein geläutertes Heidenthum wieder Herstellen und bemühete sich, des-
sen widersinnigen Fabeln eine allegorische, vernunftgemäße Deu-
tung zu geben. Die Christen verfolgte er zwar nicht mit Grausam-
keit, suchte sie aber lächerlich und verächtlich zu machen, und
schloß sie von allen öffentlichen Aemtern aus. Um Jesu Prophe-
zeihung über Jerusalem zu entkräften, befahl ec ^dessen Wiederauf-
bau; allein Feuerflammen, welche aus der Erde herausfuhren,
sollen die Arbeiter verletzt und von dem Unternehmen abgeschreckt
*) Neanler über den Kaiser Julian und s. .Zeitalter, ein histor. Ecmälde.
Hain bürg, b. Perthes 1812. Pr. 20 Er.
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Extrahierte Personennamen: Silvanus Gallus Flavius_Julianus Julia Julian
Frankreich unter den carolmgischen Königen. 195
Hemñch I., wieder zu unterwerfen, als die französischen Vasallen 0:3
in dem Herzoge Rudolf von Burgund einen Gegenkönig wider
Karl den Einfältigen aufstellten, und in der Gefangenschaft des
mit Rudolf verbündeten Grafen Herbert von Vermandois beschloß
er auch sein rühmloses Leben. 929
R u d 0 l f von Burgund behauptete den usurpirten Thron in-
sonderheit durch Beihülfe des Grafen Hugo von Paris bis an
seinen Tod, obschon er fortwährend mit widerspenstigen Vasallen
zu kämpfen hatte. Nach seinem kinderlosen Absterben schien Hu-
go Graf von Paris die meiste Anwartschaft auf die Krone zu 936
haben; da er jedoch an einem glücklichen Erfolge verzweifelte, un-
terstützte er selbst den Hinterbliebenen Sohn Karls des Einfältigen,
und so ward
Ludwig Ivv als König anerkannt. Man nannte ihn Ii?- oao -
tramarinus oder d’Outremer, weil seine Mutter Ogiva mit 054¡=a
ihm nach England zu ihrem Vater, Eduard I., geflohen war, dort ls
bis zum Tode Karls des Einfältigen blieb, und Ludwig jetzt also
über das Meer nach Frankreich kam. So lange der 16jährige
Jüngling der Leitung und den Rathschlagen Hugo's folgte, genoß
er Ansehn durch diesen. In ein endloses Gewirr von Widerwär-
tigkeiten gerieth er aber, als er sich dessen Einfluß entziehen wollte
und dadurch in ihm einen vielvermögenden und erbitterten Feind
bekam. In seiner Bedrängnis wendete sich Ludwig an den deut-
schen Kaiser, Otto?., an seinen Oheim Adelstan, den König von
England, und an den Papst Stephan Viii., der die aufrührerischen
Vasallen mit dem Banne bedrohete, ohne daß er dadurch sein An- 940
sehn zu befestigen vermochte, und am Ende seiner mühseligen Re-
gierung verblieb ihm von Frankreich nur Rheims und Laon, das
übrige hatten die zahllosen Grafen und Herzöge zum beliebigen Nuz-
zen und Gebrauch an sich gerissen. Ludwig Iv. starb in seinem 33.
Jahre durch einen unglücklichen Sturz mit dem Pferde. Sein
ältester 15jahriger Sohn,
Lothar, folgte ihm in der Regierung. Auch er hing von 9,)4 _
dem Grafen von Paris, Hugo, dem eigentlichen Beherrscher or.o=a
Frankreichs, gänzlich ab, dessen Gebiet er noch durch Aquitanien 32
vermehrte. Nachdem dieser 20 Jahre die höchste Gewalt geführt,
starb er mit Hinterlassung von vier Söhnen, von denen der älteste, 959
Hugo Capet, Graf von Paris und Orleans, später Herzog von
Frankreich ward; der König besaß fast nichts als Laon mit einem
kleinen Distrikte. Klüglich entschlug er sich aller Theilnahme 'an
den Fehden der Vasallen und bezahlte es mit schwerem Verluste,
als er versuchte erst die Normandie und dann Lothringen an sich 002
zu bringen, wo der deutsche Kaiser Otto Ii. verheerend bis Paris 979
drang. Seine Gemahlin Emma soll^ ihn durch Gift hinwegge-
räumt haben. Sein Sohn
13 *
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TM Hauptwörter (100): [T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin]]
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Extrahierte Personennamen: Rudolf_von_Burgund Rudolf Karl Karl Rudolf Rudolf Herbert_von_Vermandois Hugo_von_Paris Karls Ludwig_Ivv Ludwig Eduard_I. Eduard_I. Karls Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Otto Stephan_Viii Ludwig_Iv Ludwig Lothar Hugo Hugo_Capet Otto Emma_soll^
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Burgund Paris England Frankreich England Frankreich Rheims Laon Paris Frankreichs Paris Frankreich Lothringen Paris
146
Werter Zeitraum.
Athanarich mußten weichen; sie baten Valens um Aufnahme jen-
seits der Donau, und er räumte ihnen die verödeten Landerstriche
von Thracien ein. Doch die übermenschlichen Erpressungen der
kaiserlichen Statthalter trieben sie zur Empörung. Constantinopel
zitterte, Valens eilte ihnen bis Adrianopel entgegen, kam aber
378 daselbst um, in Folge einer unglücklichen Schlacht. Gratian über-
eh. trug die Verwaltung des Orients seinem tapfern Feldherrn Theo-
dosius. Durch Klugheit, List und Kraft beruhigte er die Go-
then; den Westgothen wies ec feste Wohnsitze in Thracien an,
den Ostgothen in Phrygien und Lydien. Die Hunnen nahmen
Besitz von den verlassenen Gegenden am linken Ufer der Donau,
und wohnten daselbst über 50 Jahre, ruhig ihre Heerden weidend.
Die Empörung des unternehmenden Mapentius, Befehlsha-
bers von Britanien, an den sich auch die gallischen Legionen an-
schlossen, weckte den tragen Gratian aus seiner Sorglosigkeit. Er
zog ihm entgegen, starb aber, nach einer unglücklichen Schlacht bei
383 Lyon, durch Meuchelmord. Theodosius bewilligte dem Empörer
die Regentschaft von Gallien unter der Bedingung, daß er Va-
387 lentinian 11. in Italien nicht beunruhige. Maxentius that dieses
dennoch, büßte aber sein Unternehmen mit dem Tode, denn Theo-
388 dosius überwand ihn, und ließ ihn zu Aquileja hinrichten. Aber
Valentinian entging seinem Geschick nicht, denn Arbogast, ein
302 Franke, räumte ihn durch Meuchelmord aus dem Wege, um ei-
nen Freund, Eugenius, auf den Thron zu setzen. Voll Zorn
erschien Theodosius mit einem Heere in Italien, schlug die ibm
394 entgegengestellte stärkere Armee am Fuße der Alpen, und erlangte
nun die Alleinherrschaft über das römische Reich, denn
Eugenius ward durch seine Soldaten ermordet, und Arbogast töd-
tete sich selbst. Nur ein Jahr genoß er die errungene Größe;
395 der Tod ereilte ihn zu Mailand, nachdem er kurz zuvor eine
Theilung des Reichs zwischen seinen zwei Söhnen, Ar ca-
dius und Honorius, vorgenommen hatte.
§- 26.
Theilung des großen römischen Reichs. Die abendlän-
dischen Kaiser in Ravenna.
Da wo die Save in die Donau fällt, machte eine gerade,
südlich nach Scutari und dem adriatischen Meere herabsteigende
Linie die Grenze zwischen dem morgen- und abendländischen
Reiche; zu jenem gehörte, was östlich lag, mit Inbegriff von Ae-
gypten; zu diesem die westlichen Lande. Arcadius und Hono-
rius glichen sich an innerer Gehaltlosigkeit; ersterem ward das
Morgenlandzu Theil, unter Beihülfe eines Galliers, Rufinus; letz-
terem, damals einem 1 \ jährigen Knaben, das Abendland; S t i l i ch o,
ein Vandale, stand ihm rathend zur Seite. Beide sollten sich,
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser]]
TM Hauptwörter (200): [T128: [Kaiser Heer Reich Stadt Jahr Alexander Rom Zug Tod Konstantinopel], T192: [Italien Reich Gallien Volk Land Römer Donau Hunnen Jahr König]]
Extrahierte Personennamen: Gratian Franke Theodosius Arbogast Honorius Honorius
14 7
Die abendländischen Kaiser in Ravenna.
nach des Theodosius Willen, bei den Angriffen von Außen hüls-
reich die Hand bieten; er hatte aber nicht erwogen, daß Eifersucht
und Habgier, dieser nimmer rastende Wurm in den Seelen ge-
wöhnlicher Menschen, beider Reiche Starke in der Wurzel zerna-
gen würden.
Honorius nahm seinen Wohnsitz in Ravenna, ward ein rqs —
tragerund hochmüthiger Lüstling, der seine bedeutungsreiche Zeit 42z —
nie begreifen lernte. Von Osten her drohete ihm Gefahr. A l e- ~'s
rich, der tapfere König der Westg oth en, sah des oströmischen e‘'
Reiches Schwache und gedachte es zu erobern. Rusinus merkte
dessen Vorhaben, riech ihm nach dem Abendlande zu ziehen, siel
aber durch einen Meuchelmörder, den ihm Stiiicho gedungen hatte.
Doch ein neuer Günstling, Eurropius, rankevoller als Rusinus,
spann dessen angefangenen Plan weiter. Alarich drang nach Ita-
lien vor, erlitt aber, durch Stilicho's Tapferkeit, wiederholte Nie-
derlagen an der Adda und bei Verona. Thörichter Weise gab Ho- 4«o
nocius verleumderischen Höflingen Gehör, ließ Stilicho hinrichten, ws
und beraubte sich selbst der einzigen Stütze seiner Schwache. Es
gebrach dem Alarich nicht an einem Vorwände, aufs neue in Ita- 4os
lien einzubrechen. Er belagerte Rom, ohne sich um den Kaiser
zu bekümmern, der sich in Ravenna einschloß, und erpreßte ein
fast unerschwingliches Lösegeld von den römischen Bürgern. Ho-
norius unterhandelte ohne Ernst, darum belagerte Alarich Rom
zum zweiten Male und ernannte den Stadtprafect, Attalus, sogar
zum Augustus, entsetzte ihn aber auch wieder. Da sich Hono.ri- 40a
us noch immer nicht zum Nachgeben entschloß, schüttete Alarich
seinen ganzen Zorn über das unglückliche Rom aus und überlieferte 4l<)
es einer 6tagigen, grauenvollen Plünderung. Nach Sicilien und
Afrika wollte er hierauf seine siegreichen Waffen tragen; doch der
Tod ereilte ihn zu Losen za, in Calabrien. Seine Krieger be-
gruben ihn in dem Bette des Flusses Busen to und verheimlich-
ten sorglich die Statte, damit kein Frevel seine Gebeine beschimpfe.
Sein Schwager Athaulf (Adolf) ward jetzt von den Westgo--
then zum Könige gewählt. Er führte selbige nach Gallien zu blei- *12
bender Ansiedelung. Meuchelmord endete sein Leben; Wallia 415
trat an seine Stelle, und dieser ward der Begründer des west-
gothischen Reichs, wovon die Hauptstadt Toulouse. Es 410
erstreckte sich von dem südlichen Gallien bis über die Pyrenäen
nach dem südlichen Spanien. Wahrend -der innern Bedrängnisse
hatte man die Wache haltenden Legionen vom Rheine nach Ita-
lien berufen, daher überschritten diesen Fluß ungehindert Schwar-
me von Vandalen, Alanen, Suevcn und Burgundern.
Letztere siedelten sich in den Gauen zwischen dem Rheine und
der Rhone an, die übrigen überfluteten Spanien. So wurden
demnach die westlichen Provinzen von dem römischen Reiche los-
gerissen ; nur im Mittlern Gallien blieb der Bezirk von Soissons,
10 *
TM Hauptwörter (50): [T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal], T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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TM Hauptwörter (200): [T192: [Italien Reich Gallien Volk Land Römer Donau Hunnen Jahr König], T128: [Kaiser Heer Reich Stadt Jahr Alexander Rom Zug Tod Konstantinopel]]
Extrahierte Personennamen: Theodosius_Willen Honorius Honorius Rusinus Ernst Augustus Adolf Adolf
198
Sechster Zeitraum.
Unfehlbar würde Philipp der Regierung entsetzt worden seyn, hatte
er nicht seinen trefflichen Sohn Ludwig zum Mitregenten an-
genommen, welcher die zerrütteten Angelegenheiten der Verwaltung
ordnete und leitete. Die Kreuzzüge nahmen ihren Anfang zur
1108 Zeit Philipps I., welcher fast ein halbes Jahrhundert auf dem
Throne saß.
§. 39.
Pyre näische Halbinsel.
Giffords Gcsch. p. Spanien v. d. Niederlassung der phöniz. Pflanzstädte zu Ca-
dix bis auf d. Tod Ferdinand d. Weisen a. d. Cngl. Lcipz. b. Schwickcrt 1794
2 Th. Pr. 1 Thlr. Feßlers Versuch e. Gcsch. d. span. Rarion; Bert, b. Maurer
1610 2 Th. Pr. 3 Thlr. 6 Er. e. Karte 4 Thlr. 8 Gr. Seel: d. Völker Spa-
niens und ihre Fürsten, e. histor. statist. geogr. Hnndb. für Eebildcke 2 Th. i». e.
Karte u. e. Plan. 2lugsb. u. Leipz. v. Ionisch u. Stage 1821 Pr. 4 Thlr. Condc's
Eesch. der Herrschaft der Mauren tu Span, nach arab. Hand - und Denkschrift, bär-
gest. a. d. Span, übers, p. Rutschniaun Karlsr. b. Braun 1825. 2 B. Pr. 4 Thlr.
8 Gr. Lembke's Eesch. Spaniens, Hamb. b. Perthes 1830.
Spanien und Portugal geriethen mit dem Einfälle der Ara-
der (711) fast ganz unter die Oberherrschaft dieser mahomedanischen
Fremdlinge, und nur in den gebirgigen nördlichen Provinzen, in
Gallkcien, Asturien, Biscaya und Navarra behaupteten sich die
christlichen Gothen. Doch die Araber waren keine rohen Barbaren,
sondern besaßen theils schon manche technische Fertigkeiten, lheils
nahmen sie mit Wißbegierde die Kenntnisse aus, die sie unter den
gebildeten Einwohnern Spaniens vorfanden. Sie entsagten dem
wilden Nomadenleben, trieben Ackerbau, Gewerbe und Handel. Ein
großartiger Sinn belebte die herrschende Dynastie der O m m i a d e n;
in einem glanzenden Hofstaate, in prächtigen Palasten und einem ro-
mantisch - ritterlichen Auswande that sich ihr Reichthum kund.
Die Dichtkunst und selbst die Wissenschaften erblichsten; Saragos-
sa, Toledo, Valencia, Sevilla, Cordova, wurden berühmte Schu-
len und Hochschulen, wohin sich auch die christliche Jugend des
Auslands drängte. Der Araber G e b r war der sinnreiche Erfinder
der Buchstabenrechnung, nach ihm Al ge bra benannt; die arabi-
schen Aerzte galten für die einsichtsvollsten, und die Astro-
nomie, womit sich freilich auch die Astrologie vermischte,
wurde von diesem geistreichen Volke mit Eifer betrieben. Die Be-
nennungen Al man ach, Alchymie, Alcali, Zenith, Na-
dir u. m. a. erinnern noch an ihre Erfinder. Die Spielkar-
ten, bei den Spaniern Naypes, d. i. arabische Zauberei, genannt,
dürften zuerst von den Arabern ausgegangen seyn. Nie war Spa-
nien so blühend gewesen; hunderte von Dörfern lagen den Flüs-
sen entlang; ein geschäftiges Menschengewühl bewegte sich in den
Städten; mit Constantinopel fand ein lebhafter Handelsverkehr
statt; die spanischen Schleier, die Zeuge von Seide^, Wolle, das
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
TM Hauptwörter (100): [T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T33: [Stadt Meer Italien Neapel Hauptstadt Rom Insel Genua Spanien Land], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T45: [Spanien Stadt Portugal Granada Madrid Valencia Königreich Ebro Provinz Hauptstadt], T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch], T74: [Zeit Wissenschaft Philosophie Geschichte Philosoph Werk Lehrer Schrift Sokrat Schüler], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T165: [Kunst Wissenschaft Handel Gewerbe Bildung Land Stadt Schule Zeit Volk]]
Extrahierte Personennamen: Philipp Ludwig Ludwig Philipps_I. Philipps_I. Giffords_Gcsch Ferdinand Feßlers Rutschniaun_Karlsr Biscaya Toledo
England. 199
Cordu«nleder, 6on Cordova benannt, die dort gefertigten Waf-
fen waren beliebte Luxusartikel, und durch die Erfindung Papier
aus Baumwolle zu bereiten, erwarben sich die Araber gleichfalls ein
allgemeines Verdienst. Die Khalifen von Cordova achteten der
von Bagdad nur wenig, ihre Macht stand mn höchsten in diesem
Zeiträume, durch innere Zwietracht aber begann sie zu sinken seit
dem Ende des 1 l. Jahrhunderts.
h. 40.
Eiiglan d.
Hume’s history of England} Basel (’. Turneise» 12 B. Pr. 12 Thlr.
Desselben Gcsch. v, England, a. d. Engl, übers, v. Tiumus Lüncb. 1806 — 12
B. Pr. 5 Thlr. Mcißuer's Gcsch. Englands nach Hume. Lcipz. 1 — 2 Thl. 1780
Pr. t Thlr. 12 Gr. Goldsmiths Ge sch. v. Engt. u. d. Engl. verb, und verm. v. Schrvckhseipz.
Weidmann, 1774 — 76 Pr. 3 Thlr. 20 Gr. M. Eh. Sprcngels allgcni. Gesch. v.
Großbrit. Halle 1783. Pr., 3 Thlr. Cootc's Gcsch. v. Eatzl. v. d. frühesten Zeit bis
a»f d. 1.1783. a. d. Engl. Ubers, v. Reich.«,'eipz. 1703—94. Pr. 4 Thlr. Weltmanns Gcsch.
Grdßbrik.berl. b. linger 1700. Pr. 2 Thlr. Heinrichs Gesch. v. Engl. Leipz. b. Kummer 1806
— 10.4 Th. Pr. 8 Thlr.8 Gr. Eingai-il's History of Engl, iron, the first invasion
by the Romans to the accession of Mary, urnden 1825. 6 23, nebst §vrts.
8 B. übers, v. Kceih. E. 2l. v. Salis. Franks, a. M. 182 7 sg.
Auf den Vorschlag des brittischcn Königs Vortigern wa-
ren die Sachsen gegen die räuberischen Scoten und Picten herbei-
gerufen worden. Sie kamen unter der Anführung von Hengst *4»
und Horst, der Söhne Witigils, vertrieben die Feinde, setzten
sich aber selbst fest in Vritanien, zogen hordenweise neue Schwar-
me ihrer Landsleute nach, und gründeten die Heptarchie oder
7 kleine Königreiche, die einen Staatenbund bildeten. Sie hießen
K ent, Su ssex, Essex, No rth uinberland, Osta nge ln,
Mercia, Wessex. Durch den Abt Augustin, welchen der
Papst Gregor der Große nebst 40 andern Geistlichen nach jenen
Landen entsendete, wurde zuerst das Christenthum nach England 507
verpflanzt. Egbert, König von Wessex, vereinigte fammt-
liche Reiche unter seinem Scepter und setzte den immer haust- 82?
ger wiederkehrenden und plündernden Normannern einen tapfern
Widerstand entgegen. Sein Tod war ein großes Unglück für seine 838
Unterlhanen,'denn sein schwacher und frömmelnder Sohn,
Ethelwolf, vermochte durchaus nicht den fremden Räu-
bern die Spitze zu bieten. Trotz der Bedrangniß seines Reichs
unternahm er eine Wallfahrt nach Rom, wohin er seinen jüngsten 855
Sohil Alfred zwei Jahre zuvor abgeschickt hatte, damit der hei-
lige Vater, Leo Iv., ihn segne. Er bewilligte selbigem den P e-
terspfennig, was den Päpsten jährlich 365 Mancus eintrug z
ein Mancus hatte den Werth 4- Krone, etwa 0 Groschen unseres
Geldes. Nach Ethelwolfs Absterben regierten mit gleicher Unfähig-
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Extrahierte Personennamen: Cordova Cordova Tiumus_Lüncb Weidmann Weltmanns_Gcsch Heinrichs Heinrichs Franks Vortigern Horst Osta Gregor_der_Große Gregor Egbert Ethelwolf Alfred Leo_Iv. Leo_Iv. Ethelwolfs
Extrahierte Ortsnamen: England Bagdad England Basel England Goldsmiths Sachsen Essex Mercia Wessex England Rom
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Vierter Zeitraum.
Genserich, den König der Vandalen, nach Italien. Er kam,
^ plünderte Rom 14 Tage und Nachte, lud eine Menge Kunstwerke
-5l)- auf ein einziges Schiff und steuerte gen Afrika, indem er die
Kaiserin, ihre Töchter, nebst vielen edlen Frauen und Jungfrauen
gefangen mit sich fortführte. Ein Sturm versenkte jenes Schiff
mit allen Kostbarkeiten in die Tiefe; Mapimus starb unter den
Händen seiner eigenen Soldaten, nach dreimonatlicher Regierung und
Avitus trat an sekne Stelle. Doch Ricimer, ein Sue-
ve und Befehlshaber der fremden Söldner, der sich eine unge-
456 meffene Zwingherrfchaft angemaßt hatte, überlieferte ihn dem To-
de, um den kriegerischen
»5? Majorianus zu erheben. Er wußte Gallien und Spa-
nien wieder im Gehorsam zu erhalten, da er jedoch, ohne Ver-
schulden, eine Flotte verlor, sprach Ricimer das Todesurtheil über
»01 ihn aus und setzte
Libius Severus an seine Stelle, den ec aber, aller
»65 Wahrscheinlichkeit nach, durch Gift hinwegräumte. Zwei Jahre
ließ er den Thron unbesetzt, dann gestattete er, daß
— Anthemius von dem byzantinischen Kaiser Leo erwählt
72 == werde, denn noch immer gaben die Herrscher des Orients Ansprüche
5 auf das Abendland vor. Der neue Kaiser vermahlte seine Toch-
ter dem vielvermögenden Ricimer, vereinigte sich mit Leo zu einer
Wiedeceroberung Afrika's, wobei 1113 Schiffe und 100,000
Mann Landtruppen zusammen gebracht wurden. Dennoch schei-
terte diese furchtbare Rüstung durch die Verratherei oder Fahrläs-
sigkeit des griechischen Befehlshabers der Flotte, Basiliskus, und
408 durch Genserichs listige Schlauheit und die Brander, welche er ge-
gen die Schiffe anwendete. Zwietracht entflammte hierauf den
Bürgerkrieg zwischen dem Kaiser und Ricimer. Dieser eroberte
Rom mit Sturm, ernannte Anicius Olybritis zum Kaiser, Anthe-
mius aber siel im Mordgewühle.
Anicius O ly brius war der Schwiegersohn Valentinianslh.
Was Raub und Plünderung zu Rom verschont hatten, ward eine
Beute des Hungers oder der Seuchen. Die zwei Eroberer erfreue-
472 ten sich daher ihres Siegs nicht lange, denn Ricimer und Oly-
brius starben beide kurz nach ihrem Triumphe.
Gundobald, ein Burgunder, erhielt nach Ricimer den
Oberbefehl über die Söldner und dieser ernannte zu Ravenna ei-
nen tapfern Kriegsmann,
Glycerius, zum Kaiser. Doch zu Constantinopel geneh-
migte man diese Wahl nicht, vielmehr erhielt der Beherrscher
Dalmatiens,
»r» Julius Nepos, den Purpur. Er nahm seinen Wider-
sacher gefangen, machte ihn — zum Bischof von Salona, ward
aber seinerseits von Orestes, einem Kriegsobersten, gestürzt,
der es nicht einmal der Mühe werth achtete, das nichtige Diadem
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Extrahierte Personennamen: Ricimer Libius Leo Leo Leo Leo Anicius_Olybritis Valentinianslh Julius_Nepos
Extrahierte Ortsnamen: Italien Rom Afrika Gallien Basiliskus Rom Ravenna Glycerius Constantinopel Salona
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Die abendländischen Kaiser M Ravenna.
um die eigene Stirn zu winden, sondern verlieh es seinem 1 ^jäh-
rigen Sohne, Momyllus, der unter dem Namen
Romulus Auguftulus als Kaiser ausgerufen ward.
Orestes waltete nach Gefallen, reizte aber die deutschen Kriegsvöl-
ker in der kaiserlichen Leibwache, Heruler, Rugier, Skyren, Tur-
cilinger, zum Zorne, weil er ihr Gesuch, ihnen Ländereien,
den dritten Theil Italiens, zu bewilligen, abschlug. Sie erhoben
sich in gefährlichem Aufruhr, riefen ihren Obersten, Odoacer,
.um Herrscher aus, belagerten Pavia, tödteten Orestes, und er-
warten den unmündigen Kaiser für abgesetzt. Odoacer nannte sich 4?6
König von Italien; dem jungen Romulus Augustulus ver-
gönnte er in einem anständigen Pcivatstande zu leben, wozu er ihm ein
Jahrgeld bestimmte; das abendländische römische Reich, das
den ganzen bekannten Erdkreis beherrscht, das Mark aller Völker
ausgesogen hatte, ging schmachvoll durch rohe Barbaren unter,
1229 Jahre nach seiner Begründung.
Das m org en la n d ische oder by zan tinische Kaiserthum
dagegen bestand fast 1000 Jahre langer als jenes, obschon dessen
Regenten gleichfalls größtentheils elende Weichlinge, willenlose Skla-
ven von Weibern und Verschnittenen oder entmenschte Tyrannen
waren. Glück und Zufall ersetzten hier das Verdienst. Die
eindringenden Völkerhorden zogen entweder instinktartig immer
nach Westen fort, ohne Constantinopel überhaupt zu berühren, oder
dessen feste Mauern schreckten die ungeduldigen, nach leichter Plün-
derung gierigen Barbaren bald ab. Häufig zeigten ihnen auch die
Kaiser selbst den Weg nach Italien oder Gallien, trugen ihnen
die Eroberung jener Länder auf, um sich der gefährlichen Gäste
oder Ansiedler zu entledigen. Das Haus des Theodosius
erhielt sich demnach 123 Jahre; das des Justinus 92 Jahre;
das des Heraklius 107 Jahre; Le o's 150 Jahre; des Ba-
silius 190 Jahre; das Haus der Komnenen 128 Jahre;
das der Angelus 19 Jahre; das in Constantinopel errichtete
lateinische Kaiserthum 57 Jahre; und das Haus der P a-
läologen 192 Jahre. Nichtigen Zankereien, über welche sich
die Geistlichen in nutzlosen Kirchenversammlungen (Concilien) strit-
ten und einander verketzerten, liehen die Kaiser eine lächerliche Auf-
merksamkeit und Wichtigkeit; die Partheien der Rennspiele erhielten
ein politisches Gewicht, arteten, durch die unkluge Theilnahme
der Kaiser an selbigen, in eine Hof- und eine Volksparthei
aus, und die Blauen und Grünen, jene vom Hofe, diese vom
Volke begünstigt, färbten nur zu oft in wüthenden Kämpfen
die Straßen von Constantinopel mit ihrem Bluw.
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